Unsere Gedanken werden zu Wörtern,
unsere Wörter werden zu Taten,
unsere Taten werden zu unseren Gewohnheiten,
unsere Gewohnheiten bilden unseren Charakter
und unser Charakter bestimmt unser Schicksal

Berührt von der Liebe

Nun arbeite ich seit über 2 Jahren an diesem Projekt, das  angefangen und entstand aus einer einzigen Idee. Ich schreibe ein Buch und fühle, das muss raus, raus in die Welt, da es unzähligen Menschen helfen kann, die für sich aktuell nicht weiter wissen. Ich habe mich ständig und immer wieder selbst hinterfragt, ob mein Vorhaben wirklich helfen könnte. Mein Begleiter – der liebe Verstand, zweifelte immer wieder an, dass ICH irgendetwas bewegen könnte.

– „Wer bin ich schon, dass sich Menschen, für das was ich mache interessieren?“;
– „Was kann ich schon tun oder bewirken, schau dich mal an, du bist ein niemand, wer sollte dir schon zuhören? Auf der Grundlage von was?“;
– „So viel Zeit ist vergangen und es passiert absolut nichts, das was dein Umfeld dir sagt ist lieb und nett, ein wenig Glauben schenke ich ihm auch, doch es sind Freunde, die stehen ohnehin zu dir, also sind ihre Aussagen wertlos“;
– „Deine Zeit ist bald rum, alles geht den Bach runter, es wäre viel einfacher, wieder zurückzugehen, in all die Krankheitsbilder, darin kannst du dich endlich wieder ausruhen. Keine Ungewissheiten mehr, kein Buch schreiben, kein darum bangen, ob es in der Öffentlichkeit angenommen wird, keine komischen Rechtsangelegenheiten bezüglich Webseitenerstellung, kein Auseinandersetzten mit der Erstellung von Webseiten auf der Grundkenntnis von Null, keine völlig überfordernden Themen bezüglich Selbstständigkeit und Co. Lass es, es bringt eh nichts, gib es auf.“

Die Liste ist unsagbar lang und ich kam oft, vor allem in den letzten 3 Tagen, der Überforderung ständig an innerliche Grenzen und wurde sauer auf mich selbst. Den einen Abend stampfte ich durch die Wohnung und redete Laut mit mir selbst:

– „Nein, ich hab kein Bock mehr, leckt mich alle am Arsch, es reicht mir, jeden Sche** muss ich hier alleine machen. Irgendwann ist auch mal gut. Ich bin kein Webdesigner, wie soll ich so eine sche** komplexe Seite aufbauen? Dann kommt bei dem ersten Cent, den ich einnehme, gleich der Staat an und möchte, dass ich tausende Unterlagen einreiche, warum ich wo, wie und wann den Cent eingenommen habe.“ ;

– „Ich schmeiße das alles, es ist mir egal, es steht mir bis ganz oben“

Als ich in meinem Buch beschrieb, dass es kein Zurück mehr gibt, wird mir in diesen Zeiten besonders bewusst. Einmal eine Erkenntnis gehabt, die mich hat sehen lassen, gibt es kein Zurück mehr, völlig egal was der Verstand da alles für Geschichten erzählt, völlig egal wie aussichtslos es scheinen mag. An diesem Punkt angelangt ist es unaufhaltbar und dieses Unaufhaltbarsein habe ich vorgestern derartig verflucht, weil, egal wie viele alte Gedanken hochkamen, egal wie wütend und sauer ich auf mich war, da es einfach zu viel für mich war, sagte mir mein Herz:

– „Du kennst das Spiel doch schon, egal wie bescheiden du dich jetzt grade fühlst und überfordert du bist, in ein paar Tagen machst du ja doch weiter. Weil du weißt wieviele Menschen du damit inspirieren kannst, mit dem was du erlebt hast und noch erleben wirst.“

Mein Verstand war so wütend und antwortete:

– „Halt die Fresse, du weißt gar nichts!“

Doch es war kaum negative Energie dahinter und habe gleichzeitig krampfhaft versucht gegen das Lächeln anzukämpfen, der Verstand wollte einfach mal wieder Opfer sein und irgendwie klappt es einfach nicht und wenn doch, nur für eine kurze Zeit.

Das macht den Unterschied aus. Wenn ich anfange, so zu reden, spreche ich zwar von Tatsachen, die mich wirklich belasten, doch jeder bekommt mit, dass da keine Schwere hinter steht und wenn doch, diese in kürzester Zeit vergeht. Es bleibt angenehm, statt dass es anstrengend wird. Das, was ich dir hier an Gedanken vorstelle, ist Verzweiflung, früher hätte ich jedes Wort 100 % geglaubt, was da kommt. Es mag vielleicht so aussehen, als hätte ich 2 Persönlichkeiten oder dass ich verrückt wäre. Es geht auch hier wieder nur darum zu erkennen, dass wir mehr sind als der Verstand und die Gedanken. Jeder kennt Verzweiflung (verzwei-felt, wir fallen in zwei) und diesen inneren „Kampf“. Der Unterschied ist nur, dass mein Herz mich leitet und führt, nicht mehr der Verstand die vollständige Kontrolle hat.
Ich schreibe diese Zeilen für alle, die an diesem Punkt mal angelangen. Diese „Ausnahmezustände“ und der innere „Krieg“ gehört dazu und darf sein. Ich möchte dir hier eine Wahrheit zeigen und keine Lüge wie Honig um den Mund schmieren, dass alles ja so einfach ist auf diesem Weg. Ich höre es auch bei Freunden, die einen ähnlichen Weg gehen. Keiner von uns hat sich einfach entschieden und ist gegangen, ohne immer mal wieder an Punkte zu gelangen, das Gefühl zu haben, einfach nur noch aufgeben zu wollen. Das zu wissen ist unheimlich wertvoll, weil es das Wissen beinhaltet, in den schmerzhaftesten Momenten zu erkennen und sich daran zu erinnern, dass es ein Part davon sein darf und niemand damit alleine ist.
Genau aus dieser inneren Krise setzt sich etwas zusammen, das nur einen Tag darauf (am 13.03.22) etwas passiert ist und mich ein Stück weit schneller wieder in die innere Kraft brachte.

Doch spulen wir einmal 6 Wochen zurück und fangen ganz am Anfang an.

Finanziell schaut es in meiner Situation sehr bescheiden aus, doch ich habe mich innerlich entschlossen, mir keine Gedanken mehr über das Geld verdienen zu machen. Das Ziel ist innerlich frei zu sein, in allen Belangen, die auf mich zukommen.
Das Lektorat für das Buch stand an und ich habe mich entschlossen, es professionell angehen zu lassen und die letzten Ersparnisse dafür zu verwenden. Als ich dann nach einigen Tagen „hin und her Überlegungen“, das Geld überwiesen hatte, war ich wieder ein Stück erleichtert, denn es fühlte sich richtig an. Um das jedoch packen zu können, habe ich mich bewusst entschieden, meine Ausgaben auf das Minimum zu reduzieren, ich brauch nur Essen, Trinken und die Wohnung, alles andere ist Luxus, „irgendwie werde ich das schon schaffen“ sagte ich mir. Nachdem ich das Buch übergeben hatte, machte ich für mich erst mal eine Art Urlaub, indem ich mal das ganze Projekt so stehen lasse, wartend auf Feedback und Ergebnisse. Weiterhin fuhr ich auf die Badeinsel, Meditierte dort und gewöhnte mich daran, dass ich Aufsehen errege mit meiner Barfußaktion im Winter und hatte auch wieder das ein oder andere schöne Gespräch. An einem Tag stand am Strand ein Zelt aufgebaut mit einigen Menschen, die dort Kaffee und Kuchen zu sich nahmen, dahinter auf der Wiese standen 2 Fahrzeuge von der Feuerwehr. Ich war neugierig und fragte nach, was sie hier machen. Es stellte sich heraus, dass es eine Abschiedsreise war, für einen Menschen, der an Krebs litt. Ich fühlte diese Reise so.. sehr.. und erzählte ihnen, dass ich vor einem Jahr dasselbe organisiert hatte. Wir tauschten uns ein paar Minuten aus und ich empfand es als eine wunderschöne Aktion, spürte die Liebe, als auch den Zusammenhalt unter allen Anwesenden. Kurz darauf kam zur Sprache, dass sie eine Spendenaktion starten wollen, um das Projekt weiterhin finanzieren zu können. Ohne zu zögern oder einer Bitte und völlig unabhängig von meiner eigenen Situation spendete ich etwas und spürte in mir eine derartige Liebe, die ich immer deutlicher wahrnehme. Früher wäre mir das nie in den Sinn gekommen, schon gar nicht, wenn die Rücklagen komplett aufgebraucht sind. Doch ich wollte es von Herzen und es fühlte sich einfach sehr schön an.
Nachdem wir das Gespräch beendet haben, weil sie gemeinsam noch etwas essen wollten, sprang ich im Sand herum und ging mit einem rasanten Tempo, völlig von Glück und Frieden eingenommen, wieder ins Wasser. Ich schaute in den Himmel und war erfüllt von Liebe. Nur ein ganz kleiner Gedanke formte sich für wenige Augenblicke „Wie willst du diesen Monat rumkommen, wenn du bereits am Anfang des Monats schon Geld verschenkst?“ Mir egal, ich wollte es tun, es war einfach der perfekter Moment.
Selbst in der Fußgängerzone, bei mir in der Stadt, wo ich seit ein paar Jahren immer an derselben Stelle, dieselbe Frau sehe, die um Geld bat , gab ich etwas ab oder schenkte einem Obdachlosen 10 Euro. Ich fing an, mich von dem schweren Gefühl des Mangels zu befreien, denn ich habe genug, mehr als diese Menschen und gebe es von Herzen, frei von allen Erwartungen. Außerdem spürte ich, wie viel es den Menschen bedeutet hat und sah die Liebe und Dankbarkeit in ihren Augen. Früher, wenn ich an den Menschen vorbeiging, die um Geld baten, beschleunigte ich meinen Gang, um schnell an ihnen vorbei zu huschen, ich erkannte sie bereits in der Ferne und hab immer so getan, als würden sie nicht existieren. Ich musste sie ignorieren und konnte ihnen nicht in die Augen gucken. Es war mir immer total unangenehm, wenn ich merkte, dass ich an ihnen vorbeigehen musste. Das hing immer mit meinem eigenen Mangelthema zusammen und ich habe mich ständig schuldig gefühlt.

Als ich von diesen inneren Erfahrungen berichtete, wie ich mich verändere und was es in mir auslöste, passierte etwas absolut Erstaunliches, bis einschließlich heute. Ich bekomme öfters etwas ausgegeben, werde zum Essen eingeladen und es kamen so viel Geldgeschenke zurück, dass ich seit heute damit das Lektorat vollständig bezahlen konnte. Ich hab keine Worte dafür, ich kann es nicht erklären. Mir kommt ständig der Satz in den Sinn: „Gebt und euch wird gegeben.“ Doch auf diesem Gedanken wollte ich nie aufbauen. Für mich macht es einen immensen Unterschied aus, ob ich es tue und dahinter eine Erwartung steht wie z. B.: „Ich gebe diesem Menschen jetzt Geld und dann kommt das schon zurück.“ Oder ob ich von Herzen her gebe, frei von gedanklichen Konstrukten.

Ich bin einfach dankbar für das, was passiert, auch wenn dieser Weg oft wie eine Achterbahnfahrt ist. Ein ständiges Auf und Ab, welches manchmal sehr extrem ist und dann passieren wieder solche Dinge – denn ich habe die ersten Spenden erhalten, um dieses Projekt zu ermöglichen, mit einer kleinen Botschaft von den Spendern:

– „Ich glaube an dich und dein Projekt“

Ich saß hier Zuhause und mir kamen fast die Tränen, ich war absolut berührt und glücklich über diese Unterstützung.

Fazit:

Gerade in den letzten Tagen, in denen ich wieder so verzweifelt war, gesteh ich mir zu, dass es sehr gut und unterstützend sein kann, wenn da Menschen sind, die in diesen Situation mir diesen Glauben und diese Zuversicht schenkten, als ich nicht in der Lage war, es mir selbst zu geben. Ich erlaubte es mir schwach zu sein und erlaubte es mir auch die liebevollen Worte und die finanzielle Unterstützung anzunehmen, weil ich fühlte, dass diese bedingungslos und von Herzen kamen. Es ist auch ein Prozess, diese Zuversicht, sich selbst immer wieder geben zu können und manchmal im Verlauf nicht ganz so einfach im eigenen Vertrauen zu bleiben.

Danke euch allen.

Ich bin auf diesem Weg immer mehr in die Erwartungslosigkeit gegangen, habe bedingungslose Liebe gegeben und egal wie, es kam spannenderweise, immer wieder zurück. Zu sein, frei von Urteilen, Schubladendenken oder Kategorisieren der Menschen, veränderte nicht nur mich, sondern auch die Menschen um mich herum (zumindest empfinde ich es so, ich hab da nicht nachgefragt). Sie öffnen sich mir gegenüber und erzählen mir ihre schmerzvollen Geschichten. Ich kann diese tragen, fühlen und nachempfinden, dadurch dass ich so viel von mir preisgebe, ohne darunter zu leiden. Es ist manchmal so, als würde ich nur durch meine Anwesenheit dafür sorgen, das der ein oder andere vor mir kapituliert und den lang verborgenen Schmerz endlich rauslassen kann oder trigger, bis sie schreiend weglaufen. Beides ist möglich. Scheinbar neige ich dazu, die Menschen irgendwie in ihren Schmerz zurückzuwerfen. Ich hab das Gefühl, dadurch einen unschätzbaren Beitrag leisten zu können, frei davon Rollen spielen zu müssen, mich anzupassen oder Masken zu tragen, weil ich selbst ständig erlebt habe, das Leiden in die Tiefe führt und anschließend heilsam ist, genau wie in dieser kleinen Geschichte (in dem Moment, wo ich alles schmeißen wollte), gab ich den Widerstand in mir auf und machte weiter.

Doch mein Weg ist geprägt vom Alleinsein, denn es haben sich auch Freunde abgewandt von mir, weil ich zu meiner inneren Wahrheit stehe und meinem Herzen folge. Dieses innere Gleichgewicht sorgt jedoch dafür, in mir zu ruhen und zu akzeptieren, was ist, ohne mich für andere aufgeben zu müssen. Jede Minute, die ich mit mir alleine bin, ohne Freunde, Haustiere oder Ablenkungen löst mich von der einst entsetzlichen, unerträglichen Einsamkeit und auch immer mehr von all dem, was ich in meinem Buch beschrieb. Ich brauch mich nicht mehr darum zu kümmern, wer oder was mir guttut, es passiert von alleine, das Menschen kommen und dann bleiben oder gehen. Früher glaubte ich Menschen zu verabschieden, die mir nicht gut tun. Viel mehr geht es in die Richtung, dass ich heute mit jedem Zeit verbringen kann, solang ich innerlich frei bin. Der Rest passiert von alleine. Und die, die bleiben, werden bleiben, unabhängig davon, ob ich sie jede Woche sehe oder alle 2-3 Monate.

Denn die Liebe ist da, auch ohne sich ständig sehen zu müssen.

Besonderer Dank geht raus an Kristina Ebel und Oksana Krasnoperow

Warum sagt mir meine innere Stimme, dass ich bewusst Lob und Erfolg nicht von anderen Menschen ihrer Wertschätzung abhängig machen möchte? Weil ich das Projekt und alle Einzelheiten größtenteils davon geprägt wären, wie andere es finden könnten und würde auf der anderen Seite bei Kritik innerlich zusammenbrechen. Ich wäre abhängig von positivem Feedback und würde den Weg nur deswegen weiter gehen, weil andere mich dafür loben, was ich auf die Beine stelle. Ab dem Moment falle ich in das Ego zurück, mache es größtenteils nur für Anerkennung, die ich mir selbst nicht geben kann, die Folge daraus ist Unglaubwürdigkeit und ich kann es ab dem Moment nicht authentisch weitergeben. Vieles wäre buchstäblich geheuchelt.
 
Der Song passt ziemlich gut zu der Situation. Schau gern in der Musikbibliothek vorbei.

 

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Oksana K

    Wow, diese Worte berühren mich zutiefst und mir schiessen Tränen in die Augen! Auch wenn mir diese Zeilen deines Blogs nicht unbekannt sind, berühren sie mich beim Lesen! Wunderschön geschrieben und Dankeschön für deine Offenheit und deine Authentizität! Danke für dich!

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